Supervision & Coaching
Freundlich zu sich selbst zu sein und frei dafür zu sein, Spaß und Freude zu erleben, sind keine unangebrachten Frivolitäten in diesem Arbeitsgebiet, sondern eine Notwendigkeit, ohne die man seine beruflichen Verpflichtungen nicht erfüllen kann.
(Yael Danieli, Psychotherapeutin in der Arbeit mit Überlebenden der Shoah)
Coaching und Supervision im Kontext von Trauma und in internationaler Friedens- und Entwicklungszusammenarbeit
Wer mit Überlebenden traumatischer Ohnmacht beruflich zu tun hat, bleibt davon nicht unberührt. Es ist schwer in Balance zu bleiben zwischen Empathie und Abgrenzung, wenn wir mit Menschen arbeiten, die grauenvolle Gewalt, existentielle Unsicherheit und Angst um ihr Leben erlebt haben oder es immer noch tun. Und oft werden Helfende dann sogar selbst in traumatische Dynamiken hineingezogen, in denen sie entweder zum Rettenden stilisiert werden oder – und manchmal abwechselnd - auch zu Verfolgenden, die nicht alle Bedürfnisse nach Wiedergutmachung stillen. Und schließlich – um das Traumadreieck zu vervollständigen – Helfende sich manchmal selbst als Opfer fühlen. Traumadynamiken sind stark, und es ist gut, dass sich in vielen Bereichen sozialer und unterstützender Arbeit die Wichtigkeit einer Begleitung, z.B. Coaching oder Supervision, die ich an dieser Stelle in aller Unschärfe synonym verwenden möchte, durchgesetzt hat.
Ich begleite sowohl Teams als auch Einzelpersonen, die im Kontext von Flucht / Migration und von (geschlechtsspezifischer) Gewalt bzw. Gewalt in nahen Beziehungen tätig sind – sowohl in Salzburg in meiner Praxis wie auch international.
Neben der Vermittlung von Wissen über Traumadynamiken und der Selbstreflexion des eigenen Umgangs mit Ohnmacht ist mir dabei wichtig, was der obige Satz von Yael Danieli: Fachkräfte in traumatischen Kontexten und im Kontakt mit traumatisierten Menschen in ihren unterschiedlichen beruflichen Feldern dazu zu ermutigen, für sich aufmerksam zugewandt zu sorgen. Und dies nicht als freiwillige Zugabe für das Leben nach der Arbeit am Abend oder am Wochenende, sondern als professionelle Verpflichtung, die sozusagen wesentlicher Teil der Arbeit ist und von den jeweiligen Arbeitskontexten strukturell unterstützt werden sollte. Wir können auf Dauer nicht mit Menschen in wertschätzender und unterstützender Weise in Kontakt sein, wenn wir uns selbst aus dem Blick verlieren. Wir können nicht automatisch gesund bleiben in unserer Beziehungsfähigkeit, wenn wir beruflich bedingt ständig ZeugInnen traumatischer Dynamiken sind. Wir können nicht in lebendigen, nährenden Organisationen für diese von Ohnmacht betroffenenen Menschen arbeiten, ohne unsere organisationellen Beziehungen und Strukturen zu schützen und zu stärken.
Eine besondere Spezialisierung: Coaching und Supervision für Friedens- und Entwicklungsdienste
Viele Friedens- und Entwicklungsdienste in Deutschland und darüber hinaus bieten mittlerweile Coaching bzw. Supervision für ihre in Projektländer entsandte Fachkräfte an. Die Unterstützung soll diese dazu anregen, gut auf ihre Grenzen und Belastungen zu achten, um Burnout und anderen Formen der Selbstüberforderung vorzubeugen, ihre persönlichen und beruflichen Prozesse regelmäßig zu reflektieren und sich dabei als Menschen und als Fachpersonen in ihrem Potenzial und in ihren Beziehungen zu entfalten. Seit 2003 arbeite ich in dieser Begleitungsarbeit als Coach bzw. Supervisorin für verschiedene Friedens- und Entwicklungsdienste.
Eine wichtige Quelle ist dabei meine eigene langjährige Erfahrung in Kriegs- und Krisengebieten: Ich arbeite seit 1998 in der Entwicklungszusammenarbeit als Beraterin für psychosoziale Traumaarbeit, war von 1999-2002 selbst als Fachkraft der Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe in Uganda, vor allem in Norduganda, tätig und habe seither viele Projekte als free-lance Beraterin begleitet, oft über mehrere Jahre hinweg, z.B. in Ruanda, Burundi, Uganda, Liberia, Nigeria, Kosovo und Bosnien. Aus vielen Rückmeldungen von Fachkräften weiß ich, dass meine Erfahrungen, selbst in einem Konfliktumfeld gelebt und gearbeitet zu haben, Vertrauen schafft und meine Begleitung dadurch "geerdeter" und "realistischer ist.
Eines der häufigsten Selbstfürsorgethemen von Fachkräften in Konfliktregionen ist meiner Erfahrung nach dabei nicht, dass sie nicht wüssten, was ihnen gut tut, sondern das, was ich als "Schuldgefühlsstress" bezeichne: Das beständige latente (oder offene) Gefühl, dass es anderen Menschen im Gastland oder im Projekt so viel schlechter geht, dass die eigenen Belastungen im Vergleich banal sind. Dieses selbst-abwertende Denken führt oft automatisch zu Schuldgefühlen, wenn sie sich aus Überforderung dann doch distanzieren vom Leid der anderen oder für sich selbst sorgen.
Weitere häufige Belastungen von Fachkräften in Projekten entstehen durch Teamkonflikte und Verhaltensweisen von KollegInnen und Vorgesetzen, die mit (post-)traumatischen Dynamiken in den jeweiligen Ländern zusammen hängen. Meine Analyse ist, dass sich die Gewaltformen und –dynamiken im "Außen" (d.h. in der Gesellschaft / im Land) häufig auch ins "Innen" einer Organisation abbilden können.
Manchmal bedeutet Coaching / Supervision schließlich auch traumasensible Krisenintervention: Ich habe Fachkräfte begleitet, die traumatische Erfahrungen erlebt haben (Gewalt, Übergriffe, kriminelle Überfälle etc.) oder / und die evakuiert werden mussten.
Schwerpunkte
Meine regionalen Schwerpunkte (mit entsprechender Erfahrung in der Begleitung mit Fachkräften) sind:
- Ost- und Zentralafrika (Ruanda, Burundi, DR Congo, Uganda, Tanzania, Kenya, Zentralafrikanische Republik)
- Westafrika (vor allem Sierra Leone, Liberia, Senegal und Kamerun)
- Asien: Afghanistan, Indien, Indonesien, Papua-Neuguinea, Pakistan
- Süd- und Mittelamerika: Kolumbien, Bolivien, El Salvador, Guatemala.
Wenn Sie auf der Suche nach einer Coach / Supervisorin in der internationalen Arbeit sind, kontaktieren Sie mich gern für ein unverbindliches erstes Gespräch am Telefon oder per skype.